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Täterstrategien

Warum setzen wir uns mit Tätern und deren Verhaltensweisen auseinander?

Das Wissen über das Vorgehen der Täter gibt uns die Möglichkeit, unsere Kinder zu schützen. Auf diese Weise können Eltern und alle Erwachsenen, die in ihrem Alltag Verantwortung für Kinder tragen, lernen, Vorbeugungsmaßnamen zu entwickeln.

Sie haben schon gehört, dass sexuelle Gewalt keine spontane Tat, sondern „von langer Hand geplant“ ist. Die Täter knüpfen schon im Vorfeld des Missbrauchs ein immer engeres Beziehungsgeflecht, in das sie ihr zukünftiges Opfer verstricken. Dies geschieht auf vielfältige Art und Weise. Der Täter sucht beispielsweise den Kontakt zu den Eltern des Opfers und seiner Familie und versucht hier, Vertrauen zu gewinnen. Im Schatten dieses Vertrauens kann er dann die Nähe des Kindes suchen, ohne dass dies misstrauisch beobachtet wird.

Die Täter wissen, dass ihr bester Schutz ist, wenn niemand sich vorstellen kann, dass gerade dieser sympathische Mann oder diese nette Frau zu „so etwas“ fähig sein soll. Falls das Kind doch etwas erzählen sollte, ist die Chance, dass ihm geglaubt wird, in diesem Fall besonders gering. Täter tun stets ihr Bestes, um ein positives Bild von sich aufzubauen. Manche Täter arbeiten auch in sozialen, medizinischen, kirchlichen oder Kinder betreuenden Einrichtungen und nutzen ihre berufliche Machtstellung sowie den dadurch bedingten Vertrauensvorschuss der Eltern aus.

Da die meisten Täter aus dem sozialen Nahraum der Opfer kommen, sind sie den Kindern bekannt und haben damit auch vonseiten der Kinder schon einen gewissen Vertrauensvorschuss.

Sexualstraftäter sind meist Wiederholungstäter und Menschen, die viel Zeit mit Kindern verbringen, die deren Verhalten und ihre Vorlieben und Probleme sehr genau studieren. So können sie geschickt das wegen des Altersunterschiedes sowieso bestehende Machtgefälle zwischen sich und dem Kind weiter vergrößern und vielfältige Abhängigkeiten schaffen (zum Beispiel durch Geschenke, emotionale Zuwendung, besondere Bevorzugung, kleine gemeinsame Geheimnisse etc.).

Täterstrategien schließen oft eine Art „Test“ ein. Der Täter überschreitet die Grenzen des Kindes in kleinen Schritten und beobachtet die Reaktion. Wie zufällig erscheinende Berührungen, peinliche Witze oder eine „Hilfestellung“ beim Sport – all das sind kleine Tests, mit denen die Täter die Reaktionen der Kinder kennen lernen und herausfinden wollen, welche sich am wenigsten wehren können.

Ein Teil der Täterstrategie ist dabei immer darauf gerichtet, dass die Opfer über die Tat schweigen. Um das sicherzustellen, wenden die Täter mannigfaltige Erpressungsmethoden an, wie beispielsweise: „Wenn du es deinen Eltern erzählst, werden sie ganz böse werden, dass du das mit mir machst“ oder „Deine Mutter wird krank werden, wenn du was sagst“. Dabei spekulieren die Täter auf die besondere Abhängigkeit des Kindes von seinen Eltern und die Angst davor, diese zu verletzen, zu verlieren oder von ihnen bestraft zu werden. Da der Täter das Kind vorher genau beobachtet hat, weiß er auch genau, wo es verletzlich ist, zum Beispiel: „Wenn du etwas sagst, bringe ich dein Kaninchen um.“

Täter erpressen sich auch das Schweigen der Opfer, indem sie das Kind in ein Gefühl von Komplizenschaft hineinziehen: „Du hast doch auch nichts dagegen gehabt, dass wir zusammen in der Umkleidekabine waren, wieso willst du jetzt was sagen?“ oder „Dir hat es doch auch Spaß gemacht.“ Sie machen dem Mädchen oder dem Jungen Schuldgefühle und vermitteln ihnen, dass sie selbst die Verantwortung für den Missbrauch tragen.

Aus dieser Verstrickung können besonders kindliche Opfer schwer allein ausbrechen. Ihre zunächst oft stillen Hilferufe werden nicht wahrgenommen. Mütter und Väter spüren vielleicht, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimmt, können sich das Verhalten aber nicht erklären. Sie können sich ein solches Verbrechen am eigenen Kind einfach nicht vorstellen.

Quelle: Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Mutig fragen - besonnen handeln (Informationen für Mütter und Väter zum sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen)

 

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